Deutsche Geheimdienste im Gleichklang: Kritik an ARD-Auftritt und Russland-Narrativ
Gemeinsamer Auftritt von MAD, BfV und BND: Kommentar kritisiert ARD-Befragung, fehlende Belege für „russische Bedrohung“ und politische Vorgriffe der Dienste.
YEREL GÜNDEM / BERLIN, DEUTSCHLAND
Bei einer jährlichen gemeinsamen Befragung traten die Chefs von MAD, BfV und BND vor die Öffentlichkeit. Ein Kommentar kritisiert den ARD-Auftritt als unkritisch und wirft den Diensten vor, ein Chor-Narrativ über eine „massive russische Bedrohung“ ohne belastbare Belege zu singen – mit Folgen für die politische Debatte in Deutschland.
Gemeinsamer Auftritt: Fragen ohne Antworten
Die ARD moderierte das Gespräch als Lageeinschätzung in schwierigen Zeiten. Der Vorwurf: Konkrete Nachfragen zu angeblichen Sabotageakten, Drohneneinsätzen oder Brandstiftungen blieben aus. So entstand der Eindruck einer einseitigen Sicherheitsagenda, in der Behauptungen dominieren und überprüfbare Fakten rar sind.
„Massive Bedrohung“ – Behauptung gegen Beleg
Verfassungsschutz-Präsident Sinan Selen sprach von einer unterschätzten russischen Gefahr in Deutschland; BND-Chef Martin Jäger sah das Ziel Moskaus darin, NATO und Demokratien zu unterminieren. Kritiker monieren: Ohne transparente Beweise verlagert sich die Debatte von überprüfbarer Aufklärung zu politischer Rahmung – zulasten von Pressefreiheit, Widerspruch und Differenzierung.
Pistorius und die Uhr auf 2029
Verteidigungsminister Boris Pistorius nennt wiederholt das Jahr 2029 als Zeitpunkt, ab dem Russland zu einem Angriff auf NATO-Gebiet in der Lage sein könnte. Der Kommentar wertet das als spekulativen Alarmismus: Weder russische Strategie noch Rüstungsrealitäten seien öffentlich belastbar dargelegt, die Zahl verfestige dennoch eine Erzählung dauernder Eskalation.
Wenn Dienste Politik machen
BND-Chef Jäger stellte „aktive Gegenmaßnahmen“ in den Raum. Genau hier setzt die Kritik an: Exekutive Behörden definieren Bedrohung und fordern Kompetenzerweiterungen, noch bevor Parlament und Öffentlichkeit substanzielle Begründungen gesehen haben. So droht die Grenze zwischen Nachrichtengewinnung und Politikgestaltung zu verwischen.
Was bleibt: Transparenz, Kontrolle, Debatte
Sicherheitsinteressen sind legitim. Doch sie brauchen parlamentarische Kontrolle, überprüfbare Begründungen und kritische Medien, die nachfragen. Ohne diese Balance wird der Ruf nach neuen Befugnissen schnell zum Selbstläufer – und die Demokratie zahlt den Preis mit weniger Öffentlichkeit und mehr Verdacht.
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